Der 1. Spieltag der WM ist gespielt - eine kleine Rückschau
Die Spiele und Tabellen könnt ihr hier: WS-Pokale unter WM S18 einsehen.
Da die Teams dieses mal nicht so zahlreich belegt sind und es einige Nichtabgaben gab, werde ich nur auf die Spiele eingehen, die ich als relevant erachte. Dabei lege ich das Hauptaugenmerk auf die takt. Aspekte.
Defensivinnovationen
Taktisch war die letzte WM schon ein Augenschmaus. Wir haben einige neue Experimente gesehen und die ein oder andere Formation hat daraufhin auch in der Liga Einzug gehalten. Innovativ waren dabei weniger die Topteams, sondern eher Außenseiter, welche versuchten mit taktischen Ideen ihre individuelle Unterlegenheit zu überspielen. Ganz hervorragend gelang das letzte WM schon Flori mit Dänemark, welcher das 4-3-1-2 einführte, mit dem man es immerhin bis ins Achtelfinale schaffte. Ausgehend von dieser Idee legte auch Weinachtsmann, welcher in Trainerkreisen schon als Taktikmeister gilt, seine Vorgehensweise mit Dänemark an. Letzte WM enttäuschte er mit einem sehr konservativ spielenden Uruguay, welches als Gruppenletzter ausschied. Doch mit Dänemark entschied er sich mal für eine extreme Ausrichtung. Schon in der Vorbereitung testete er mehrere Taktiken und fiel dabei mit einem 3:0 Erfolg gegen Portugal auf, als er mit einer 5-2-1-2 Taktik spielen lies. Die Portugiesen hatten dabei keine ernsthaften Möglichkeiten, während Dänemark sogar noch einen Elfmeter verschoss. Das Ergebnis schien kein Zufall zu sein, wenn man die heutige Partie gegen Argentinien betrachtet:
Dänemark - Argentinien 4:0
Dänemark spielte sehr tief, ließ die Argentiner kommen, die Iaqu im offensiven, aber international sehr verbreiteten 3-5-2 formatierte - und konterte dann mit schnellen Gegenzügen, in denen auch einzelne Verteidiger mit nach vorne stießen. Abgesichert von zwei defensiven Mittelfeldspielern, die jeden Gegenangriff im Keim erstickten. Die 62% Ballbesitz von Argentinien brachten dabei kaum Torchancen ein, die Schussstatistik zählte am Ende 9:2 für Dänemark. Auffällig war vor allem der junge Linksverteidiger Jores Okore, der 2 Tore vorbereitete und sich die Note 1,0 verdiente.
Kroatien 2:1 Mexiko
Doch auch andere Mannschaften legten wieder das 4-3-1-2 an. Natürlich konnte man es von Flori erwarten, der sich dazu mit Kroatien das ideale Team herausgesucht hatte. Mit Kovacic, Rakitic und Badelj hinter Luka Modric legte er die Taktik aber etwas spielerischer an und gab sich durchaus offensiv und hatte nach 70 Minuten bereits 7 Schüsse und führte 2:0. Erst dann stellte man defensiver um - worauf auch keine weiteren Torchancen mehr erfolgten, außer eine der Mexikaner, die noch zum Anschluss führte. Insgesamt aber ein souveräner Sieg der Kroaten, mit nur wenigen gegnerischen Gelegenheiten (3 Schüsse).
Eine Kostprobe, wie man das 4-3-1-2 knacken könnte, lieferte die Türkei: Sie besiegten Kamerun, welches wie Kroatien und Dänemark das ideale Spielermaterial für solch eine defensive Ausrichtung zu bieten hatte, mit 2:1. Dabei traten sie in einem 4-5-1 an, mit dem sie zwar nur 2 Torchancen erzielten, aber auch nur 2 zuließen. Am Ende war der Sieg sicherlich auch etwas glücklich, dennoch eine interessante Gegenmaßnahme. Ballbesitz und def. Stabilität gegen Mauer+Konterfußball.
Die Rückkehr des 4-4-2
Portugal 2:0 Frankreich
Lange gebrandmarkt als veraltete Formation und verdrängt von der 3er-Kette sind die 4-4-2-Formationen in diesem Jahr wieder groß im Kommen. Selbst Sergi, ein alter 3-5-2-Vertreter mit Valencia und Co, spielte gegen Frankreich zu Beginn in einem 4-4-2. Aber nicht in der typischen Form, sondern mit 2 def. 6ern zwischen den Flügelspielern, welche mit Nani und Danny eher offensiv besetzt waren. Neben Cristiano wirbelte der junge Bruma, welcher dann aber nach einer Drangphase der Serben (auch querflanke reagierte nach dem 2:0) einem 3. Innenverteidiger geopfert wurde. Sergi, wohl beeindruckt vom Spiel der Dänen gegen seine Portugiesen, packte nun also auch die 5er-Kette aus und sicherte somit die Führung. Querflanke spielte übrigens im typischen 3-5-2, einer Taktik, die dieses Jahr einige Titel holte und von beiden CL-Finalisten gespielt wurde.
Österreich 0:3 England
Weltmeister England stellte der neue Trainer Mastar übrigens ebenfalls in einer 4-4-2-Form auf, er setzt aber auf die Raute, welche gegen das 4-3-3 Österreichs (eine Taktik, die Mastar selbst sehr gut aus Gladbach kennt) gut funktionierte. 3:0 besiegte er Maestros Mannen.
Bosnien 1:4 Kolumbien
Auch Kolumbien spielte wieder im 4-4-2, mit dem sie schon in der letzten WM einen Achtungserfolg leisten konnten. Medea hält dabei an ihrer Lieblingsausrichtung fest und sichert ein 4:1 gegen lange zu 10. spielende Bosnier.
Belgien 1:0 Griechenland
Ebenfalls gegen 10 Mann aber in einer typischen 3-5-2 Formation gewann James, Neutrainer der Belgier, der sich trotz Überzahl aber lange an den defensiven Griechen (wieder im 3-6-1) die Zähne ausbiss. Das Tor erzielte Fellaini in der 90. Minute (Deja-vu, anyone?).
Serbien 2:1 Schweiz
Sehr interessant war dann noch das Duell zweier Überraschungsteams der letzten WM. Beide etwa auf ähnlichem Niveau, aber mit sehr unterschiedlichen Taktiken. Die Schweiz wie immer unter Pika mit einer def. 4-5-1 Grundordnung, während Jockel, der die Serben von querflanke übernommen hatte, auf eine interessante 3-6-1-Form setzte, mit zwei defensiven, wie zwei offensiven Mittelfeldspielern. Fraglich ist nur, wieso er nach dem 2:1 Siegtreffer einen defensiven Mittelfeldspieler vom Platz - und einen 2. Stürmer einwechselte. Schaden sollte es aber nicht mehr, auch wenn Pika mit Drmic neben Derdiyok ebenfalls noch eine 2. Spitze brachte.
Der Taktiktrend der WM:
So far, ganz klar, geht der Trend wieder hin zu mehr Verteidigern. Vor kurzem galt die 3er-Kette noch als ultimativ, so sieht man jetzt die meisten (erfolgreichen) Teams mit 4er-Ketten, einige sogar gleich mit 5 Verteidigern auf dem Feld. Es bleibt spannend und hoffentlich wird es noch etwas ereignisreicher - bis zum nächsten Spieltag am Freitag!
Die Spiele und Tabellen könnt ihr hier: WS-Pokale unter WM S18 einsehen.
Da die Teams dieses mal nicht so zahlreich belegt sind und es einige Nichtabgaben gab, werde ich nur auf die Spiele eingehen, die ich als relevant erachte. Dabei lege ich das Hauptaugenmerk auf die takt. Aspekte.
Defensivinnovationen
Taktisch war die letzte WM schon ein Augenschmaus. Wir haben einige neue Experimente gesehen und die ein oder andere Formation hat daraufhin auch in der Liga Einzug gehalten. Innovativ waren dabei weniger die Topteams, sondern eher Außenseiter, welche versuchten mit taktischen Ideen ihre individuelle Unterlegenheit zu überspielen. Ganz hervorragend gelang das letzte WM schon Flori mit Dänemark, welcher das 4-3-1-2 einführte, mit dem man es immerhin bis ins Achtelfinale schaffte. Ausgehend von dieser Idee legte auch Weinachtsmann, welcher in Trainerkreisen schon als Taktikmeister gilt, seine Vorgehensweise mit Dänemark an. Letzte WM enttäuschte er mit einem sehr konservativ spielenden Uruguay, welches als Gruppenletzter ausschied. Doch mit Dänemark entschied er sich mal für eine extreme Ausrichtung. Schon in der Vorbereitung testete er mehrere Taktiken und fiel dabei mit einem 3:0 Erfolg gegen Portugal auf, als er mit einer 5-2-1-2 Taktik spielen lies. Die Portugiesen hatten dabei keine ernsthaften Möglichkeiten, während Dänemark sogar noch einen Elfmeter verschoss. Das Ergebnis schien kein Zufall zu sein, wenn man die heutige Partie gegen Argentinien betrachtet:
Dänemark - Argentinien 4:0
Dänemark spielte sehr tief, ließ die Argentiner kommen, die Iaqu im offensiven, aber international sehr verbreiteten 3-5-2 formatierte - und konterte dann mit schnellen Gegenzügen, in denen auch einzelne Verteidiger mit nach vorne stießen. Abgesichert von zwei defensiven Mittelfeldspielern, die jeden Gegenangriff im Keim erstickten. Die 62% Ballbesitz von Argentinien brachten dabei kaum Torchancen ein, die Schussstatistik zählte am Ende 9:2 für Dänemark. Auffällig war vor allem der junge Linksverteidiger Jores Okore, der 2 Tore vorbereitete und sich die Note 1,0 verdiente.
Kroatien 2:1 Mexiko
Doch auch andere Mannschaften legten wieder das 4-3-1-2 an. Natürlich konnte man es von Flori erwarten, der sich dazu mit Kroatien das ideale Team herausgesucht hatte. Mit Kovacic, Rakitic und Badelj hinter Luka Modric legte er die Taktik aber etwas spielerischer an und gab sich durchaus offensiv und hatte nach 70 Minuten bereits 7 Schüsse und führte 2:0. Erst dann stellte man defensiver um - worauf auch keine weiteren Torchancen mehr erfolgten, außer eine der Mexikaner, die noch zum Anschluss führte. Insgesamt aber ein souveräner Sieg der Kroaten, mit nur wenigen gegnerischen Gelegenheiten (3 Schüsse).
Eine Kostprobe, wie man das 4-3-1-2 knacken könnte, lieferte die Türkei: Sie besiegten Kamerun, welches wie Kroatien und Dänemark das ideale Spielermaterial für solch eine defensive Ausrichtung zu bieten hatte, mit 2:1. Dabei traten sie in einem 4-5-1 an, mit dem sie zwar nur 2 Torchancen erzielten, aber auch nur 2 zuließen. Am Ende war der Sieg sicherlich auch etwas glücklich, dennoch eine interessante Gegenmaßnahme. Ballbesitz und def. Stabilität gegen Mauer+Konterfußball.
Die Rückkehr des 4-4-2
Portugal 2:0 Frankreich
Lange gebrandmarkt als veraltete Formation und verdrängt von der 3er-Kette sind die 4-4-2-Formationen in diesem Jahr wieder groß im Kommen. Selbst Sergi, ein alter 3-5-2-Vertreter mit Valencia und Co, spielte gegen Frankreich zu Beginn in einem 4-4-2. Aber nicht in der typischen Form, sondern mit 2 def. 6ern zwischen den Flügelspielern, welche mit Nani und Danny eher offensiv besetzt waren. Neben Cristiano wirbelte der junge Bruma, welcher dann aber nach einer Drangphase der Serben (auch querflanke reagierte nach dem 2:0) einem 3. Innenverteidiger geopfert wurde. Sergi, wohl beeindruckt vom Spiel der Dänen gegen seine Portugiesen, packte nun also auch die 5er-Kette aus und sicherte somit die Führung. Querflanke spielte übrigens im typischen 3-5-2, einer Taktik, die dieses Jahr einige Titel holte und von beiden CL-Finalisten gespielt wurde.
Österreich 0:3 England
Weltmeister England stellte der neue Trainer Mastar übrigens ebenfalls in einer 4-4-2-Form auf, er setzt aber auf die Raute, welche gegen das 4-3-3 Österreichs (eine Taktik, die Mastar selbst sehr gut aus Gladbach kennt) gut funktionierte. 3:0 besiegte er Maestros Mannen.
Bosnien 1:4 Kolumbien
Auch Kolumbien spielte wieder im 4-4-2, mit dem sie schon in der letzten WM einen Achtungserfolg leisten konnten. Medea hält dabei an ihrer Lieblingsausrichtung fest und sichert ein 4:1 gegen lange zu 10. spielende Bosnier.
Belgien 1:0 Griechenland
Ebenfalls gegen 10 Mann aber in einer typischen 3-5-2 Formation gewann James, Neutrainer der Belgier, der sich trotz Überzahl aber lange an den defensiven Griechen (wieder im 3-6-1) die Zähne ausbiss. Das Tor erzielte Fellaini in der 90. Minute (Deja-vu, anyone?).
Serbien 2:1 Schweiz
Sehr interessant war dann noch das Duell zweier Überraschungsteams der letzten WM. Beide etwa auf ähnlichem Niveau, aber mit sehr unterschiedlichen Taktiken. Die Schweiz wie immer unter Pika mit einer def. 4-5-1 Grundordnung, während Jockel, der die Serben von querflanke übernommen hatte, auf eine interessante 3-6-1-Form setzte, mit zwei defensiven, wie zwei offensiven Mittelfeldspielern. Fraglich ist nur, wieso er nach dem 2:1 Siegtreffer einen defensiven Mittelfeldspieler vom Platz - und einen 2. Stürmer einwechselte. Schaden sollte es aber nicht mehr, auch wenn Pika mit Drmic neben Derdiyok ebenfalls noch eine 2. Spitze brachte.
Der Taktiktrend der WM:
So far, ganz klar, geht der Trend wieder hin zu mehr Verteidigern. Vor kurzem galt die 3er-Kette noch als ultimativ, so sieht man jetzt die meisten (erfolgreichen) Teams mit 4er-Ketten, einige sogar gleich mit 5 Verteidigern auf dem Feld. Es bleibt spannend und hoffentlich wird es noch etwas ereignisreicher - bis zum nächsten Spieltag am Freitag!
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