Der FC Malaga zurück in der Segunda Division

Fünf Jahre ist die Uebernahme des FC Malaga durch den finanzstarken Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani aus Katar schon her. Doch die gravierenden Folgen dieses "Engagements" hat der FC Malaga noch immer zu tragen. Nach zwei hervorragenden Spielzeiten mit grosser Finanzkraft im Rücken zog der Scheich ab. Die genauen Gründe kennt keiner: War ihm sein Spielzeug vielleicht doch zu teuer? Eine regionale Führung versuchte den Schaden noch zu minimieren: Alle Topspieler wurden abgegeben und mit einer Mannschaft quasi nur aus Malagueños wurde in der Primera Division mitgespielt. Sportlich wurde der Klassenerhalt sogar erreicht. Doch finanziell waren die entstandenen Bürden schlicht zu gigantisch. Der FC Malaga war Ende der Saison insolvent und musste den Gang in den Amateurfussball antreten.
Dort wurde der aktuelle Trend dann erfolgreich fortgesetzt. Mit Talenten aus der eigenen Jugendabteilung spielten unsere Jungs im Mittelfeld der dritten spanischen Liga mit. Der Verein war jedoch aus dem Rampenlicht der grossen Bühne verschwunden. Doch es ergab sich eine einmalige Möglichkeit: Der FC Valencia bot dem FC Malaga eine Partnerschaft an - von welcher beide Vereine stark profitieren. Es entstand eine immer stärkere Mannschaft im Estadio la Rosaleda, gespickt mit spanischen Talenten aus nun diversen Regionen der iberischen Halbinsel. Der grosse Durchbruch gelang in der letzten Saison: Der Aufstieg war endlich perfekt und der Verein war in der Lage mit Hilfe von grossen regionalen Sponsoren ein Budget von 100 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Als Sportdirektor wurde dann sogleich der aktuelle Trainer von Valencia, Sergi, vorgestellt. Ein Fachmann im spanischen SC-Zirkus - der wohl ideale Mann für die langfristige Mission sich in der Primera Division zu etablieren. In der nächsten Ausgabe werden wir die bisherigen Transfers und Leihen genauer betrachten. Denn es hat sich schon einiges getan in Malaga

- Der Kader im Ueberblick -


Torhüter



Auf der Torwartposition sind die Fronten klar definiert: Zu rütteln wird es an der aktuellen Auftteilung nichts geben. Timo Horn (Leihgabe des 1.FC Köln) wird bis zur Winterpause die Nummer Eins in Andalusien sein. Der junge deutsche gilt als grosses Talent und bewies schon in den Testspielen seine unglaubliche Klasse. Sein Ersatzmann ist mit Gerhard Tremmel ebenfalls ein Deutscher. Der 36 jährige ist sehr erfahren und daher ideal für den Job als Ersatzkeeper. Genau wie der dritte Torhüter im Bunde, Scott Carson, wechselte Tremmel ablösefrei zum FC Malaga. Der Engländer wird zudem das Tor im Reservekader hüten.


Defensive



Nicht ganz so fix ist die Rollenaufteilung in der Defensivreihe. Dennoch hat sich in den Testspielen bereits herauskristalisiert wer zum Stamm gehören wird. Die Innenverteidigung wird von den erfahrenen Kamil Glik und Vasili Berezutski gebildet. Beide besitzen auch Führungsqualitäten und sollen dem jungen und teilweise unerfahrenen Team die nötige Sicherheit geben. Das Team ist ausserdem in der Lage zwischen einer Dreier- oder Viererkette zu wechseln. Im Falle einer Dreimannabwehr rückt der junge Spanier Sergi Gomez in die Verteidigung. Bei der anderen Variante stehen mit Crescenzi (Leihgabe von Liverpool), dem Brasilianer Douglas und Juan Vargas gleich drei Optionen zur Verfügung. Der Trainer hat also genügend Spielraum um sein Team dem Gegner anzupassen.

Mittelfeld



Im Zentrum der Mannschaft, im Mittelfeld, steht und fällt das Team mit zwei enorm talentierten Leihspielern. Tonny de Vilhena (FC Sevilla) und Andre Gomes (SSC Neapel) sind bereits nach wenigen Spielen zu absoluten Leistungsträgern geworden. Sie sind aus der Startelf nicht mehr wegzudenken. Flankiert werden sie dabei von Gael Kakuta (Ablöse: ca. 5 Millionen Euro) und Jairo Samperio (Ablöse: ca. 9 Millionen Euro). Beide galten schon früh als Toptalente, konnten sich bisher aber noch in keinem ambitionierten Club langfristig durchsetzen. Das Talent für die 1:liga ist aber definitiv bei beiden vorhanden. Für das offensive Mittelfeld ist derzeit der deutsche Aaron Hunt geplant. Der Ex-Werderaner wurde kurz nach Weihnachten ablösefrei verpflichtet. Als Ersatzspieler stehen mit dem Dribbelkünstler Oussama Assaidi (Ablösesumme: ca. 5Millionen Euro) und dem deutschen Flügelspieler Stefan Aigner ebenfalls zwei erfahrene Leute bereit. Der Marokkaner Assaidi wurde jedoch, aufgrund fehlendem Einsatz im Training, vorübergehend in die zweite Mannschaft beordert.


Sturm



Im Stum gelang dem Management der grösste Coup der Transferperiode! Für circa 40 Millionen Euro wurde der brasilianische Topstürmer Leandro Damiao vom Hamburger SV losgeeist. Für viele eine faustdicke Ueberraschung. Denn der Brasilianer wurde immer wieder mit Topteams in Verbindung gebracht. "Ich will zusammen mit dem FC Malaga wachsen und in ein paar Saisons zu einem Topteam angehören, welches ich selber mitaufgebaut habe" liess Damiao in einem ersten Interview verlauten. Neben der grossen Verpflichtung gingen die anderen Stürmer beinahe unter. Doch mit der Leihgabe Giuseppe de Luca (FC Liverpool) und dem jungen, aufstrebenden Nico Lopez (Ablösesumme: ca. 8 Millionen Euro) ist die Offensive insgesamt sehr stark besetzt. Mit den beiden deutschen Peniel Mlapa und Max Beister stehen zudem noch zwei Ersatzspieler zur Verfügung. Beide sammeln derzeit Spielpraxis in der zweiten Mannschaft.

- Perfekter Saisonstart -


Macht derzeit den Unterschied aus - Leandro Damiao

Zugetraut hat man dem FC Malaga vor der Saison vieles. Doch dies dann auch in die Liga übertragen zu können ist nochmal eine andere Sache. Dem FC Malaga ist dies jedoch eindrücklich gelungen. Mit zehn Punkten aus vier Spielen (10:3 Tore) grüssen die Andalusier derzeit von der Tabellenspitze. Und es ist schnell ausgemacht warum es bereits so gut läuft. Dem Trainer "Sergi" ist es gelungen eine defensiv sehr kompakte Mannschaft aufzustellen, welche nur sehr wenige Chancen zulässt. Doch trotzdem ist das Team, gerade wegen dem Brasilianer Leandro Damiao, immer wieder sehr gefährlich in der Offensive. Damiao erzielte bisher sieben Tore in vier Spielen. Zudem eine Torvorlage. Damit ist er an 80% aller Tore des Teams direkt beteiligt. Eine Wahnsinnsquote!
Ebenfalls erfolgreich verlief der Start im spanischen Pokal, dem Copa del Rey. Gegen ein schwach auftretendes UD Las Palmas resultierte am Ende ein ungefährdeter 3-0 Sieg. Malaga agierte in der ersten Halbzeit sehr defensiv in einer Formation mit Fünferkette. Daraus entstanden nur wenige Offensivaktionen und Sergi sah sich gezwungen auf eine offensive Dreierkette umzustellen. Und dieser Mut wurde mit Toren von Aaron Hunt, Giuseppe de Luca und Leandro Damiao belohnt. Direkt am nächsten Tag stand auch die Auslosung für das Achtelfinale auf dem Programm - und die Verantwortlichen hofften natürlich auf einen machbaren Gegner. Doch es kam ganz anders: Der grosse FC Barcelona wurde uns zugelost. Gegen diesen katalanischen "Brocken" werden wir ganz klar in der Aussenseiterrolle sein. Das Team zeigte sich jedoch kämpferisch, was auch die Aussage von Leihtorwart Timo Horn verdeutlicht: "Im Pokal will man jedes Spiel gewinnen, egal wie der Gegner heisst. Wir werden alles versuchen und über die komplette Spielzeit kämpfen wie die Löwen!" Das "La Rosaleda" ist jedenfalls bereits nach kurzer Zeit ausverkauft - die Anhänger des FC Malaga können sich nach einigen Jahren mal wieder auf einen Topgegner freuen.

- Kadermutationen trotz erfolgreicher Hinrunde -

"Never change a winning team" hört man oft bei erfolgreich aufspielenden Mannschaften. Doch die weitverbreitete Philosophie wird beim FC Malaga definitiv nicht vertreten. Nach einer überraschend starken Hinrunde mit 24 Punkten grüsst unser Team vom ersten Tabellenplatz und hat lediglich eine Niederlage zu Buche stehen. Der Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz beträgt bereits vier Punkte.
Warum krempelt Manager und Trainer Sergi nun schon wieder den halben Kader um? "Stillstand bedeutet im heutigen Fussballgeschäft ein Rückschritt. Um langfristig erfolgreich zu sein braucht ein Team ständig Veränderungen. Unsere transfertechnischen Aktivitäten sind allerdings bis ins kleinste Detail geplant. Wir überlassen nichts dem Zufall."
Schauen wir uns die Änderungen doch einfach mal an: Die Leihverträge mit Liverpool (Crescenzi, De Luca), Köln (Horn) und Neapel (Gomes) wurden allesamt nicht verlängert. Es soll damit vermehrt auf eigene Spieler gesetzt werden, vor allem mit einem schönen Punktepolster im Rücken. Neben den eher unspektakulären Leihgeschäften fanden auch auf dem regulären Transfermarkt einige Veränderungen statt. Juan Vargas (3 Millionen, Granada), Aigner (8,5 Millionen, HSV) und Nico Lopez (43 Millionen, VFB Stuttgart) verliessen den Verein. Lediglich Alberto Masi (4 Millionen, Juventus Turin) stiess bisher neu hinzu. Gerade der Verlust von Nico Lopez trifft den Verein auf den ersten Blick schwer. Doch betrachtet man die Gesamtsituation ein genialer Transfer des Managements. Denn der junge Mittelstürmer wechselte vor ein paar Monaten für rund 10 Millionen nach Spanien.

Um die vielen Abgänge kompensieren zu können ist auch die Scoutingabteilung des FC Malaga stets in Hochbetrieb. In der Hinrunde wurden mit Marko Vejinovic (ZM, 25 Jahre), Yordy Reyna (ST, 21 Jahre), Tomas Vaclik (TW, 25 Jahre) wieder drei vielversprechende Spieler aus dem Ausland nach Andalusien gelotst. Der tschechische Torhüter Tomas Vaclik kam vom FC Basel und soll bereits in der Rückrunde das Tor des FC Malaga hüten.

- Pure Freude: Malaga zurück in der Primera Division! -

Wer hätte das für möglich gehalten? Der FC Malaga marschiert als Aufsteiger durch die gesamte Liga Adelante und beendet die Saison auf dem ersten Tabellenplatz. Eine beeindruckende Leistung von allen Beteiligten innerhalb des Vereins. Zwar trübt die Unterstützung des grossen FC Valencia die Euphorie des neutralen Zuschauers ein wenig: Betrachtet man den Verein FC Malaga jedoch genauer erkennt man schnell dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Jeder bisherige Einkauf hat sich entweder in der ersten Mannschaft bereits rentiert oder wurde mit einem Gewinn weiterverkauft. Neben einer soliden Profimannschaft wurde in der Rückrunde das Augenmerk verstärkt auf das Scouting gelegt. Und auch hier wurden bereits erste kleine Erfolge verzeichnet. Die begehrtesten Jungspieler sind unbestritten Derlis Gonzalez, Yordi Reyna, Jordan Obita und Herve Matthys, welche jeweils ziemlich günstig zum Verein gestossen sind. Für die beiden erstgenannten liegen bereits Angebote deutlich über der 10-Millionenmarke vor.

Doch wie wird es für den FC Malaga in der Primera Division weitergehen? Das Spielermaterial ist aktuell eindeutig nicht Erstligareif. Doch wem sagen wir das eigentlich. Das Präsidium hat sich bereits mit Trainer Sergi besprochen und die nächsten Schritte geplant. Wie bereits in der Hinrunde in der Liga Adelante wird das Team von einigen starken Leihspielern verstärkt werden. Fix ist bisher nur Torhüter Timo Horn, welcher schon eine Halbsaison in Spanien bestritt und durchwegs überzeugte. Das Scoutingteam wird natürlich ebenfalls europa- oder gar weltweit nach weiteren Verstärkungen Ausschau halten. Und wenn in Malaga weiterhin so gut gearbeitet wird ist auch der Klassenerhalt durchaus im Bereich des Möglichen.