Israel bereitet Bodenoffensive vor

  • Israel bereitet Bodenoffensive vor

    Israelische Panzer rollen in Richtung Gazastreifen



    Israel stellt sich im Gazastreifen auf einen längeren Krieg ein: Nach den Luftangriffen mit rund 300 Toten seit Beginn der Offensive deutet vieles auf einen Einmarsch in das kleine, von der radikalislamischen Hamas beherrschte Palästinensergebiet hin: Hunderte Soldaten und Panzer sind auf dem Weg zur Grenze, und das israelische Kabinett hat sogar die Einberufung von 6500 Reservisten beschlossen.

    Unterdessen durchbrachen Hunderte Palästinenser im Gazastreifen nach Angaben beider Seiten am Sonntag an mehreren Abschnitten die Grenze nach Ägypten. Ägyptische Sicherheitskräfte eröffneten das Feuer, wie Regierungsbeamte und Augenzeugen berichteten. Entlang der 14 Kilometer langen Grenze strömten an mindestens fünf Stellen Palästinenser nach Ägypten. Mindestens 300 Grenzposten seien in das Gebiet verlegt worden, um die Grenze wieder zu schließen.

    Ägypten drängen Palästinenser zurück

    Nach palästinensischen Angaben wurden mehrere Menschen von den Schüssen der ägyptischen Sicherheitskräfte verletzt. Ein Bewohner des Gazastreifens sagte, Anwohner hätten sich eines Bulldozers bemächtigt, um weitere Breschen in die Grenze zu schlagen. Ein ägyptischer Arzt sagte in Rafah, die ägyptischen Behörden hätten den Grenzübergang geschlossen, nachdem mehrere Lastwagen mit medizinischen Gütern nach Gaza hätten passieren dürfen.

    Israelis beschießen Tunnel

    Israelische Militärflugzeuge hatten das Grenzgebiet zuvor bombardiert. Ziel waren offenbar Tunnelanlagen. Die ägyptischen Sicherheitskräfte hätten sich vor dem israelischen Bombardement zurückgezogen. Schmuggler haben in den vergangenen Jahren dutzende Tunnel in dem Gebiet gegraben, durch die Waffen und Versorgungsgüter in den Gazastreifen gelangen. Israel und Ägypten haben den Gazastreifen nach der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 von der Außenwelt abgeriegelt.

    Raketen fliegen weiter

    Derweil wächst in der arabischen Welt die Empörung über das israelische Vorgehen. Der UN-Sicherheitsrat rief in einer Dringlichkeitssitzung beide Seiten zum sofortigen Ende der Gewalt auf. Denn noch immer schlagen palästinensische Raketen auf israelischem Gebiet ein - ein Grund für die blutige Offensive.

    "Lang, schmerzhaft und schwierig"

    Der Waffengang im Gazastreifen werde "lang, schmerzhaft und schwierig" sein, sagte Ministerpräsident Ehud Olmert am Sonntag nach Beratungen der Regierung. Er rief die israelische Bevölkerung zur Geduld auf. Das Kabinett beschloss die Einberufung von 6500 Reservisten. Die israelische Regierung plant offenbar einen Einmarsch von Bodentruppen in den Gazastreifen. Augenzeugen berichten von Soldaten und Panzern auf dem Weg zur Grenze.

    300 Tote, 1000 Verletzte

    Die Offensive hatte am Samstagmittag mit einer ersten Angriffswelle begonnen, bei der nach Militärangaben Bomben mit einem Gewicht von insgesamt mehr als 100 Tonnen abgeworfen wurden. Die Luftangriffe wurden in der Nacht und am Sonntag fortgesetzt. In den ersten 24 Stunden der Angriffe wurden rund 250 Luftangriffe geflogen. Nach palästinensischen Klinikangaben kamen seit Beginn der Angriffe bislang etwa 300 Menschen ums Leben, darunter auch Frauen und Kinder. Rund 1000 Menschen wurden verletzt.

    Hamas-Raketen treffen weiter

    Das erklärte Ziel der israelischen Regierung, die Raketenangriffe auf Israel zu stoppen, wurde bislang aber nicht erreicht. Militante Palästinenser schossen auch am Sonntag Dutzende Raketen und Mörsergranaten auf Israel ab. Eine Rakete schlug in der Nähe von Aschdod ein, der größten Stadt im Süden Israels, die 38 Kilometer vom Gazastreifen entfernt ist. Dies ist die bislang größte Reichweite palästinensischer Raketen. Am Samstag wurde ein Bewohner der israelischen Ortschaft Netivot getötet. Sechs Menschen wurden verletzt.

    Hamas wollen sich nicht ergeben

    Mit Warnschüssen in die Luft hielten Hamas-Polizisten besorgte Angehörige von Häftlingen auf Distanz. Kurze Zeit nach dem Angriff hissten Polizisten die grüne Fahne der Hamas in den Trümmern. "Diese Angriffe stärken nur unsere Unterstützung im Volk und unsere Entschlossenheit", sagte der Hamas-Abgeordnete Muschir al-Masri. "Wir werden uns nicht ergeben." In der syrischen Hauptstadt Damaskus rief Hamas-Führer Chaled Maschaal zum Widerstand gegen Israel auf und sagte in Anspielung an die bisherigen Aufstandsbewegungen der Intifada ab 1987 und ab September 2000: "Dies ist die Zeit für einen dritten Aufstand."

    Ban Ki Moon alarmiert

    UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich alarmiert über die Gewalt und das Blutvergießen im Gazastreifen und verurteilte die "exzessive Anwendung von Gewalt" von Seiten Israels, wie eine Sprecherin mitteilte. Ban forderte die unverzügliche Einstellung jeglicher Gewalt in der Region und telefonierte unter anderem mit dem israelischen Ministerpräsidenten Olmert, dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und US-Außenministerin Condoleezza Rice.

    Großdemos in arabischen Ländern

    In Ägypten, Jordanien, Syrien, dem Libanon, Irak und Dubai kam es am Wochenende zu Großdemonstrationen gegen das israelische Vorgehen. Der israelische Botschafter in Kairo wurde ins dortige Außenministerium einbestellt, wo ihm persönlich mitgeteilt wurde, dass Ägypten die Luftschläge mit zahlreichen Toten aufs Äußerste verurteile. In London kam es bei einer Protestdemonstration mit 1500 Teilnehmern zu Ausschreitungen.

    Ägypten will sich weiter bemühen

    In einer Erklärung aus dem Büro von Präsident Husni Mubarak hieß es weiter, die ägyptische Regierung wolle sich trotz der jüngsten Gewalt um eine neue Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen bemühen. Auch müsse der Konflikt innerhalb der palästinensischen Organisationen beigelegt werden, um das Leid das Volkes zu lindern. Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora sprach von "kriminellen Militäroperationen" Israels. Der jordanische König Abdullah II. forderte eine sofortige Einstellung aller militärischen Aktionen in der Region, da vor allem unbeteiligte Zivilpersonen die Opfer seien.





    Quelle: t-online.de




    Vereinspartnerschaften mit dem FC Chelsea London, Borussia Dortmund & Alemannia Aachen.