Der krasse Aussenseiter Ecuador hat für die erste Sensation der Fussball-Weltmeisterschaft gesorgt: Die Südamerikaner besiegten am Freitagabend in Gelsenkirchen Polen mit 2:0.


Die klar favorisierte Mannschaft des umstrittenen Trainers Pawel Janas enttäuschte über das gesamte Spiel und dürfte es in dieser Form schwer haben, das Achtelfinale zu erreichen. Am kommenden Mittwoch geht es für die Osteuropäer gegen Gastgeber Deutschland damit bereits um alles oder nichts. Umgekehrt könnte sich Ecuador einen Tag später gegen Costa Rica das nicht für möglich gehaltene Weiterkommen sichern.

Vor rund 50.000 Zuschauern - darunter etwa 20.000 Polen und 3.000 Ecuadorianer - in der stimmungsvollen Gelsenkirchener Arena waren der ecuadorianische Angreifer Carlos Tenorio in der ersten Halbzeit und sein Sturmkollege Agustin Delgado zehn Minuten vor Schluss erfolgreich. Das polnische Spiel war völlig ungeordnet, einzig die Bundesliga-Profis Jacek Krzynowek und Ebi Smolarek zeigten mit Abstrichen eine ordentliche Leistung und sorgten am ehesten noch für Gefahr vor dem gegnerischen Tor. Kaum etwas zu sehen war dagegen vom polnischen Stürmerstar Maciej Zurawski.

Beide Teams begannen sehr verhalten und hatten grosse Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden. So dauerte es 24 Minuten bis zur ersten echten Torchance - und die wurde sofort von Tenorio eiskalt genutzt. Der 27-Jährige liess mit einem Kopfball nach einer Einwurf-Verlängerung Torwart Artur Borach keine Chance. Die Polen, die sich als einer der besten Gruppenzweiten direkt für die WM qualifiziert hatten, waren von dem Rückstand geschockt.

Die ohnehin nicht sattelfeste Abwehr, in der es immer wieder Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Torwart und Vorderleuten gab, geriet noch mehr ins Schwimmen. Bereits vier Minuten nach dem Führungstreffer hatte Agustin Delgado die Riesenchance zur Vorentscheidung. Er geriet aber in Rücklage und schoss aus sechs Metern weit übers Tor. Bis zum Halbzeitpfiff zeigten sich die Polen zwar bemüht, gefährlicher blieben aber die robusten Ecuadorianer.


Entscheidung zehn Minuten vor Schluss

Nach der Pause verstärkte die polnische Elf den Druck auf den Gegner, ohne aber zu ganz grossen Chancen zu kommen. Meist blieb es bei Distanzschüssen, in die sich die Ecuadorianer mit dem Mute der Verzweiflung warfen. Die Südamerikaner zeigten nun ihrerseits Schwächen in der Abwehr, blieben aber zugleich mit ihren wenigen Kontern brandgefährlich. So musste in der 73. Minute Keeper Borach sein ganzes Können aufbieten, um einen gefährlichen Aufsetzer von Edison Méndez abzuwehren. Zehn Minuten vor Schluss machte es Delgado dann besser und sorgte für die viel umjubelte Entscheidung.

Bereits vor der Begegnung hatte der ecuadorianische Trainer Luis Fernando Suarez demonstrativen Optimismus verbreitet und versichert, er wisse, wie seine Mannschaft gewinnen könne. Die Begegnung in Gelsenkirchen sei entscheidend, denn «die nächsten beide Spiele werden viel schwerer». Zuletzt waren die beiden Mannschaften im November in Barcelona aufeinander getroffen. Die Polen gewannen damals glatt mit 3:0.


Telegramm

Polen - Ecuador 0:2 (0:1)
WM-Stadion, Gelsenkirchen. - 52 000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kamikawa (Jap).
Tore: 24. Carlos Tenorio 0:1. 80. Delgado 0:2.
Polen: Boruc; Baszczynski, Bak, Zewlakow, Jop; Smolarek, Radomski, Szymkowiak, Sobolewski (68. Jelen), Krzynowek (78. Kosowski); Zurawski.
Ecuador: Mora; De la Cruz, Hurtado (69. Guagua), Espinoza, Reasco; Edwin Tenorio, Castillo, Mendez, Valencia; Delgado (83 Urrutia), Carlos Tenorio (65. Kaviedes).
Bemerkungen: 86. Lattenschuss von Jelen. 90. Pfostenschuss von Jelen. Verwarnungen: 31. Hurtado (Foul). 36. Smolarek (Foul). 70. Mendez (Foul).